à vol d'oiseau' von Susanne Eules


Mit diesem Text kann man auf Reisen gehen, er stößt das Fenster auf zu einer Landschaft, die sich in und unter einem auffächert. Man sieht die Natur, das Umgangssprachliche eingebunden und übergehend in Surreales und Abstraktes. Eine andere Welt tut sich auf. So wandert man in Gedanken der Luftlinie, à vol d‘oiseau, entlang durch die Zeilen, durch die Berge der Schweiz, die Bilder und das Leben Paul Klees; schwingt sich zusammen mit dem lyrischen Ich in die Vogelperspektive auf, schaut herab, hört Sprachfetzen, reist weiter hinauf zum nächsten Bild.
Die Autorin scheint in den Werken Paul Klees zu lesen und in ihrem Gedicht eine ihnen entsprechende Sprache zu finden. Die Aufnahme unterschiedlicher Sprachanklänge schafft etwas ganz Eigenes und lässt zugleich das Vertraute hinter sich. Ein Individualisierungsprozess, der immer auch mit Entfremdung und Befremden, aber auch mit Faszination verbunden ist. Bestechend auch die stimmige und ungewöhnliche Metaphorik des Textes, die zugleich in einer engen Verknüpfung zum Künstler Klee steht, aber darüber hinaus auch eine stimmige psychologische Leseweise ermöglicht und dem Leser Raum lässt für seine ganz eigenen Bilder, Erfahrungen und Erinnerungen.
Die von der Autorin gewählte Zeile wird erfahrbar, man wird zurückverwiesen, landet beim 'Spähwort auf dem Fenstersims', das Deutungsspektrum erweitert sich um die Perspektive nach innen. War möglicherweise das ursprüngliche Ziel des Aufbruchs in die Welt die Erweiterung des Horizontes und der eigenen Entfaltungsmöglichkeiten, so zeigt das Gedicht, dass diesem eine 'Entsprechung' im Inneren gegenübersteht.

 

 

aus: Literaturwettbewerb Blaues Blatt 2010, Blauer Salon